Dreimeterdreissig
Jaqueline Scheiber
Ein Buch, das erschüttert und berührt
Klara und Balazs könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie verlieben sich auf dem Heimweg von einer Party. Drei Meter dreißig hoch sind die Wände der Altbauwohnung in Wien, in der sie wohnen. Doch eines Nachts liegt Balazs reglos im Bett und Klara kann nicht akzeptieren, dass er tot ist. So beginnt das Buch und man erfährt in Rückblicken die Geschichte dieses ungleichen Paares. Erzählt wird meistens aus der Sicht von Klara. Tick, Tack, wie das Ticken einer Uhr wechseln die Kapitel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Und die Zeit läuft ab. Die Kapitelüberschriften ergeben ein Gedicht von Lydia Daher. Es ist am Ende des Buches abgedruckt.
Ein dickes Lob an den Leykam Verlag für die wunderschöne Gestaltung des Buches.
Jeannine Beihofer
Stromlinien
Rebekka Frank
Zwillingsleben
Genau sechzehn Stunden. So lange dauert es zu Beginn der Geschichte noch bis Alea, die Mutter der siebzehnjährigen Zwillingsmädchen Enna und Jale nach jahrzehntelanger Haft entlassen werden soll. Enna und Jale, die „Elbmädchen“, eng verbunden und tief verwurzelt im und vertraut mit dem Alten Land, wachsen bei ihrer einzelgängerischen und wortkargen Großmutter Ehmi auf, die den beiden nie erzählt hat, warum ihre Mutter die lange Haftstrafe verbüßt. Auch Ehmi ist ein Zwilling, hat sich aber vor Jahren mit ihrer Schwester Greetje überworfen. Als der Tag der Haftentlassung da ist, ist Jale verschwunden und Enna erfährt zudem, dass Alea bereits vor zwei Wochen entlassen worden ist. Die Suche nach Mutter und Schwester wird zur Suche nach der eigenen Familiengeschichte über die vergangenen einhundert Jahre.
Dieser Roman lässt die Leserinnen und Leser das Alte Land und die Elbe sehen und fühlen, und erzählt dabei ein packendes Familiendrama, bei dem gegen Ende vielleicht ein ganz klein wenig zu viele Verbindungen zu Tage treten, aber nichtsdestotrotz ungemein fesselt.
Sven Puchelt
Umlaufbahnen
Samantha Harvey
Völlig losgelöst
Ein Schatz von einem Buch, das völlig anders ist als alles andere, was ich kenne: Sechs Astronauten – zwei Frauen und vier Männer aus unterschiedlichsten Heimatländern - kreisen in einer Raumstation um die Erde. Eine Erdumrundung dauert 90 Minuten - 16 Umlaufbahnen legen sie innerhalb von 24 Stunden zurück; und genau eine solche Zeitspanne umfasst der Roman.
Gemeinsam mit den Protagonisten erleben wir 16 Sonnenauf- und 16 Sonnenuntergänge; sehen die Erde und ihre bezaubernde Schönheit aus immer anderen Blickwinkeln, entdecken immer wieder neue Länder, Gebirge, Gewässer. Dabei wird uns bewusst, wie klein und unbedeutend unser Leben und seine Themen im Vergleich dazu sind. Geradezu poetisch beschreibt Samantha Harvey die Wunder unseres Sonnensystems und unseres Planeten.
Auf der anderen Seite schildert sie den Alltag der sechs Raumkapselbewohner: auch kleinste Details wie Besteck, das mit Klettband am Tisch befestigt werden muss, sodass man sich fragt, wie sie so viel Wissen über dieses so andersartige Dasein sammeln konnte. Man fühlt sich mittendrin in der Raumstation, blickt mit Pietro aus dem kleinen Fenster auf einen atemberaubenden neuen Sonnenaufgang, macht sich gemeinsam mit Shaun Gedanken über seine in der Heimat zurückgebliebene Frau, mit Chie über die Beziehung zu ihrer Mutter.
Als sich das Ende des Romans näherte, hatte ich das ganz starke Gefühl, nicht wieder zurück zur Erde, sondern stattdessen weiter im All bleiben zu wollen.
Melanie Weise
Von hier aus weiter
Susann Pásztor
Wütende Witwe
Marlene ist frisch verwitwet, nachdem ihr schwer kranker Ehemann Rolf sich nach mehr als drei gemeinsamen Jahrzehnten das Leben genommen hat. Anders als man erwarten würde, beherrscht nun eine riesengroße Wut auf Rolf ihre Gefühle, und diese überlagert die Trauer und sorgt dafür, dass Marlene sich mit dieser zunächst nicht auseinandersetzen muss, sich stattdessen an der Wut festhalten kann.
Zu Rolfs drei Söhnen aus erster Ehe und deren zahlreicher Nachkommenschaft hatte Marlene nie wirklich einen Bezug und lehnt deren Unterstützung ab; sie zieht sich allein in ihr großes Haus zurück. Die einzige Person, die zu ihr vordringt, ist Ida Polanski, die Nachfolgerin in Rolfs Arztpraxis. Und dann ist da plötzlich noch Jack, früher Schüler von Marlene, heute Klempner und derzeit in seinem Kastenwagen lebend. Eigentlich soll er nur für eine Nacht bei Marlene unterkommen, doch er beginnt, sich um sie zu kümmern, für sie zu kochen, für sie da zu sein, und bleibt. Die beiden ungleichen Mitbewohner tun einander gut.
Irgendwann erfährt Marlene, dass Rolf ihr einen Abschiedsbrief hinterlassen hat – doch dieser liegt in Wien, bei ihrer alten Freundin Wally; und Rolfs Bedingung war, dass sie ihn persönlich dort abholen müsse. Und so machen Marlene, Jack und Ida sich gemeinsam auf den Weg dorthin – ein ungewöhnlicher Roadtrip beginnt.
Angesichts der Thematik überraschend ist dieser Roman wirklich witzig – schon die ersten Seiten lassen den Leser auflachen – und die etwas schrullige Marlene wächst uns mit ihren brüsken, teilweise nicht ganz politisch korrekten Gedanken ans Herz.
Melanie Weise
Ginsterburg
Arno Frank
Was hätte ich getan
Ginsterburg ist eine fiktive Kleinstadt in Westdeutschland. Ab 1935 werden auch hier aufgrund der politischen Verhältnisse die Weichen neu gestellt. Alte Gewissheiten zählen nicht mehr. Viele der Einwohner arrangieren sich mit den neuen Machthabern und versuchen, ihr Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Einige wenige trauen sich und hinterfragen die neuen Ansichten. Das Buch erzählt aus verschiedenen Perspektiven den Alltag der Menschen in Ginsterburg. Im Mittelpunkt der drei Romanteile stehen die Jahre 1935,1940 und 1945. Viele Personen im Buch sind frei erfunden, einige von ihnen lebten aber wirklich. Zum Beispiel der Pilot Lothar Siebert oder der Ingenieur Erich Bachem. In drei Romanteilen lässt uns Arno Frank in die Lebenswelten der Bewohner eintauchen. Wie er die Veränderungen im Kleinen beschreibt und uns nahebringt, ist erschreckend nachvollziehbar. Durch diese Konfrontation drängt sich dem Leser die Frage: „Was hätte ich getan?“ geradezu auf.
Patricia Mock
Sunny
Karin Kalisa
Zwei unerreichbare Lieben und eine generationenübergreifende Freundschaft
Es ist der heißeste Sommer, an den man sich erinnern kann, und in diesem Sommer geschehen im Leben des sechzehnjährigen Jon in Berlin zwei völlig unerwartete Dinge: er wird von der Schule ausgeschlossen, und die Wohnung, in der seine Familie lebt, wird wegen eines Wasserschadens vorübergehend unbewohnbar. Letzteres hat zur Folge, dass seine Eltern und er auf ihr Freizeitgrundstück ausweichen und dort mehrere Wochen campieren. Seine hochgeistigen Akademiker-Eltern verbringen lange Stunden mit abgedrehten Fachgesprächen über ihre beruflichen Forschungsgebiete; Jon stromert durch die Gegend und entdeckt eines Tages ein verlassenes Gebäudeareal im Wald, das ihn anzieht und in dem er sich umschaut. In seinen Gedanken immer dabei ist Sunny, in die er sehr verliebt, die jedoch während der Sommerferien auf Reisen und für ihn nicht einmal via Mobiltelefon erreichbar ist.
Viele Jahre zuvor lebt in der damaligen DDR Benno, ein in Fremdsprachen außergewöhnlich begabter junger Mann. Da dieses Talent der Obrigkeit aufgefallen ist, wird er auf die „Jugendhochschule“ geschickt, um dort weiter gefördert zu werden. Dort lernt er die aus Äthiopien stammende Alemee kennen und verliebt sich unsterblich in sie – was nicht verhindert, dass ihre Wege sich trennen und die Verbindung zu ihr, genauso wie die zu seiner Mutter und seinem Bruder, für Jahrzehnte gekappt wird. Nun kehrt Benno, mehr als fünfzigjährig, zurück in die damaligen, verlassenen Gebäude – und trifft dort auf Jon.
Karin Kalisas neuester Roman vereint vieles in sich: eine Coming of Age-Geschichte, Einblicke in teilweise wenig bekannte Geschehnisse der DDR und die Beschreibung einer außergewöhnlichen, wunderschönen Freundschaft.
Melanie Weise
Landleben
Nina Polak
Ländliche Idylle?
Esse und Rivkas Beziehung steckt fest und sie versuchen durch einen Umzug aufs
Land ihrer Beziehung eine neue Richtung zu geben. Rivka verspricht sich durch den
Ortswechsel neue Inspiration für ihr Schreiben und die psychisch angeschlagene
Esse erhofft sich mehr Ruhe als im hektischen Stadtleben in Amsterdam. Was
vielversprechend beginnt, wird nach und nach vom Mistgeruch, penetranten
Wanderern und der Eintönigkeit des Landlebens herausgefordert. Als dann auch
noch aus dem Nachbardorf die Ratgeberautorin und Hobbypsychologin Eva Alta
auftaucht, gerät die Beziehung der beiden in ein deutliches Ungleichgewicht.
Zugegeben ist das Motiv „Landleben“ aktuell gerade etwas ausgereizt. Aber ich finde, der niederländischen Autorin Nina Polak ist ein feinfühliger Beziehungsroman gelungen, welcher sehr facettenreich und durchaus spannend zu lesen ist.
Patricia Mock
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Sarah Crouch
Ein intensives Leben an der Nordwestküste der USA
Elijah kehrt mit Mitte 30 in die einfache, einsam gelegene Blockhütte seiner Kindheit an der Westküste der USA zurück, aus welcher er mit 18 Jahren nach dem Tod seiner Mutter nach San Francisco geflohen war, um dort Schriftsteller zu werden. Damit hatte er auch seine große Liebe Nakita, die im Indigo-Reservat nahe seines Heimatstädtchens lebt, zurückgelassen – und dann das Versprechen gebrochen, sie nach vier Jahren an ihrem gemeinsamen Lieblingsort wiederzutreffen. Nun ist Elijah als Schriftsteller gescheitert, will keine Zeile mehr schreiben und konzentriert sich ganz darauf, seine an einem See gelegene Hütte wohnlich zu gestalten, das zugehörige Land wieder urbar zu machen und sich soweit möglich selbst zu versorgen. Kontakt zu Menschen hat er kaum; nur Chitto, der engste Vertraute von Elijahs verstorbenem Vater, wird ihm zu einem engen väterlichen Freund. Nakita, die mittlerweile verwitwet ist, möchte zunächst nichts mehr von ihm wissen.
Dann geschieht ein Verbrechen: Erin Landry, die hübsche junge Ärztin des Städtchens, wird ermordet aufgefunden – und der Tathergang entspricht exakt demjenigen, den Elijah in seinem Roman geschildert hatte…
In ihrem Debütroman hat die Profi-Marathonläuferin Sarah Crouch gekonnt ganz vieles miteinander verbunden: wunderschöne Naturbeschreibungen, Selbstfindung, Liebe, Freundschaft, Verlust und Spannung – eine große Leseempfehlung.
Melanie Weise
Russische Spezialitäten
Dimitrij Kapitelman
„Ich trage eine Sprache wie ein Verbrechen in mir und liebe sie doch.“
Nach seinem Buch „Eine Formalie in Kiew“ ist nun das neue Buch von Dmitrij Kapitelman erschienen, in dem er sich mit seiner ukrainischen Herkunft beschäftigt. Im Alter von 8 Jahren ist er mit seiner Familie als Kontingentflüchtling aus Kyjiw nach Deutschland gekommen. Er arbeitet hier als Journalist und Autor. Im ersten Teil des Buches widmet er sich dem russischen Feinkostladen seiner Eltern mit allerhand Klischees, anspruchsvoller Kundschaft und sehr mitteilsamen Karpfen. Danach nimmt er uns mit nach Kyjiw, wo er sich selbst ein Bild von der russischen Zerstörungswut machen und auch alte Freunde treffen möchte. Geprägt ist diese Reise ebenso von der Sicht seiner Mutter auf die Dinge. Sie geht auf im Kosmos der russischen Fakenews und erschüttert so immer wieder das Verhältnis zu ihrem Sohn. Ich finde es sehr beeindruckend, wie Dimitrij Kapitelman diese ganz unterschiedlichen Fragmente in den kleinen Roman gießt. Gerade die Ambivalenz seiner Gefühle gegenüber seiner Mutter und der russischen Sprache wird sehr eindrücklich dargestellt. Ein sehr lesbares, witziges, ergreifendes und sprachgewandtes Buch über Identität und Zugehörigkeit.
Patricia Mock
Exil im Paradies
Ursel Braun
Die Wirklichkeit erzählt die besten Geschichten…
In raschem Tempo lässt Ursel Braun den Leser am Leben von Frauen so berühmter Männer wie z.B. Thomas und Heinrich Mann, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger oder Bertolt Brecht teilhaben. Sie alle verbindet, dass sie dem Nationalsozialismus ins Exil in die USA entfliehen mussten. Ihr neuer Lebensmittelpunkt ist „New Weimar“ in und um Los Angeles (Pacific Palisades, Santa Monica, …), wo sie wie Katia Mann als angesehenes Mitglied der Exil-Bohème ein Leben in Luxus führen können oder Nelly Mann – oft ausgegrenzt und herabgewürdigt – oder Helene Weigel kaum wissen, wie sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen sollen.
Der Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg bleibt nicht ohne Folgen und nach 1945 stehen neue Veränderungen und Entscheidungen an.
Ein sehr interessantes und spannend erzähltes Buch.
Christa Seitz
Für immer
Maja Lunde
Was passiert, wenn die Zeit zum Stehen kommt?
Der 6. Juni ist ein Tag wie jeder andere, Menschen gehen zur Arbeit, Menschen trinken Kaffee, Menschen sterben, Menschen werden geboren. Das Leben nimmt seinen geregelten Lauf, bis plötzlich kein Mensch sich mehr verändert, niemand entwickelt sich, niemand altert, niemand stirbt, selbst Ungeborene wachsen nicht mehr heran im Mutterleib. Während das Auf und Ab in der Natur weiter voranschreitet, scheint für den Menschen das ewige Leben angebrochen zu sein.
Maja Lunde zeigt dem Leser Bilder des Stillstands, Bilder der Freude über geschenkte Zeit, Bilder über das Staunen um das Unerklärliche. Obwohl die Personen dem Leser nicht allzu nahekommen, lösen sie dennoch Gefühle und Reaktionen aus, denn das Geschehen ist absolut außergewöhnlich und dadurch natürlich nachdenklich stimmend. Wie würde man selbst mit dieser oder einer ähnlichen Situation umgehen, wie darauf reagieren, dass auch vonseiten der Wissenschaft keine schlüssige Erklärung geliefert wird, keine Einschätzung erfolgt, wodurch dieser Stillstand ausgelöst worden ist oder wieder beendet werden könnte.
Ich fand es ein interessantes Spiel mit Überlegungen zu unserem irdischen Dasein, das uns zum Nachdenken bringt über die Frage, wie wir leben wollen und welche Bedeutung Zeit für uns hat.
Barbara Casper
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Anna Brüggemann
Eine komplizierte Mutter-Töchter-Beziehung
Regina hat eine erfolgreiche Praxis als Psychotherapeutin und möchte mit Anfang 50 ihre früher einmal begonnene Doktorarbeit fertigstellen. Sie ist auf der einen Seite sehr von sich selbst überzeugt, andererseits plagen sie auch Zweifel an einigen Entscheidungen, die sie in ihrem bisherigen Leben getroffen hat. Zum Beispiel bleibt ihr Ehemann Edgar recht unscheinbar, ist für Regina aber halt auch nur 2. Wahl gewesen.
Auch auf die beiden Töchter wirkt sich die komplizierte Persönlichkeitsstruktur ihrer Mutter aus. Antonia, die Ältere, fühlt sich oft infrage gestellt und traut sich schließlich selbst fast nichts mehr zu. Wanda, die Jüngere, wird zur Projektionsfläche der Erwartungen und Wünsche ihrer Mutter und entwickelt dabei eine gravierende Essstörung.
Gelingt es Regina, ihre Rolle selbstkritisch zu erkennen und schaffen es die beiden jungen Frauen, sich von der dominanten Mutter zu emanzipieren?
In zeitlichen Sprüngen von ca. 10 Jahren verfolgen wir die Entwicklung der beiden Töchter und ihrer Mutter und die Etappen ihrer Beziehung. Der etwas befremdlich anmutende Titel ist Überschrift eines der letzten Kapitel und ist von großer symbolischer Kraft…
Ein spannendes Thema.
Christa Seitz
Ritter Sport - Ein Traum von Schokolade
Romy Herold
Familiensaga über die Ritter-Sport-Gründerin Clara Ritter
Clara Göttle (geboren 1877 in Tomerdingen, Baden-Württemberg) erhielt von einem Gast in der Wirtsstube ihrer Eltern ein Stück Schokolade geschenkt, und ab diesem Augenblick wuchs in ihr der innige Wunsch, selbst Schokolade herzustellen. Nach einer Lehre im Feinkostladen Gaissmaier hatte sie den Mut, gemeinsam mit ihrer Schwester ein Süßwarengeschäft in Cannstatt zu eröffnen. Später kreuzten sich die Wege von Clara und Alfred Ritter, und aus dieser Begegnung erwuchs der lange gehegte Traum einer eigenen Schokoladenfabrik.
Diese Geschichte ist eine fesselnde Hommage an Clara Ritter, die mit Entschlossenheit und Mut ihren Traum verwirklichte. Das Buch ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch äußerst aufschlussreich. Clara wird als starke und inspirierende Frau dargestellt, die den Mut aufbringt, in einer Zeit, in der es alles andere als selbstverständlich war, ein eigenes Geschäft zu gründen. Nach mehreren Versuchen die optimale Schokoladenform zu finden, entsteht schließlich die quadratische Schokoladentafel.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch weil die Schokoladenfabrik bei uns in der Nähe ist und noch immer von der Familie Ritter betrieben wird. Jeder kann sie in Waldenbuch besuchen und schauen wie Schokolade hergestellt wird.
Quadratisch, praktisch, gut!
Barbara Casper
Wackelkontakt
Wolf Haas
Aus zwei wird eins...wie ist das jetzt passiert?
Wir starten dieses Leseabenteuer voller Vorfreude auf den neuen Haas und lernen den Trauerredner Escher kennen. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt und er wartet auf den Elektriker. Die Wartezeit verkürzt er sich mit der Lektüre eines Buches über den Mafia-Kronzeugen Russo, der im Gefängnis auf seine Entlassung und sein neues Leben als Marko Steiner in Deutschland wartet. Als nun Russo zu einem Buch greift, um die Wartezeit zu nutzen und deutsch zu lernen, und es in diesem Buch um einen Trauerredner namens Escher geht, der auf den Elektriker wartet, wird uns klar, dass der Name Escher keinesfalls beliebig ist, sondern auf die „unmöglichen Figuren“ des gleichnamigen Künstlers verweist. Denn genauso unmöglich entwickelt sich dieser Roman: Während wir flüssig und leicht in die beiden Handlungsstränge hineingezogen werden, greifen sie mehr und mehr ineinander, ohne dass wir es wirklich merken. Die Handlung hält so manche Überraschung bereit, ein toter Handwerker sei hier beispielhaft genannt, und Sie werden es kaum schaffen, zwischendurch auszusteigen und die Komposition zu verstehen, es wird Sie nicht loslassen, Sie werden immer wieder herzhaft lachen und am Ende werden Sie sich die Frage stellen, wie das jetzt passieren konnte...
Wirklich großartig – lassen Sie sich einfach mitreißen von diesem genialen Roman!
Andrea Theilmann
Wir kommen zurecht
Annika Büsing
Ein Roman über eine beschädigte Familie, in der jeder versucht, das Richtige zu tun
Philipp ist fast achtzehn, lernt für das Abitur und ist eigentlich mit dem Erwachsenwerden schon genug beschäftigt, als die Polizei anruft und wieder einmal nach seiner Mutter sucht.
Die Eltern haben sich vor Jahren getrennt und Philipp lebt bei seinem Vater Lothar und dessen neuer Freundin Stella. Seine Mutter Astrid ist psychisch erkrankt und hat fast keinen Kontakt zu Philipp. Es tauchen nur immer wieder Erinnerungen wie Albträume auf, durch die wir mehr aus der Familiengeschichte erfahren. Auch die Kommunikation zwischen seinem Vater und Philipp gestaltet sich schwierig. Gut, dass er einen so guten Freund wie Lorenz hat. Und gut, dass auch noch Onno auftaucht, ein Ex-Freund seiner Mutter. Und, dass er mit Oma Lotte wieder zurechtkommt.
Annika Büsing erzählt kurz und knackig, jedoch mit viel Herz für ihre Figuren.
Ich habe schon die beiden Vorgängerromane „Nordstadt“ und „Koller“ geliebt.
Jeannine Beihofer
Hier draußen
Martina Behm
Doch keine heile Welt?
Fehrdorf in Schleswig-Holstein, ein altes Bauerndorf, eine Stunde außerhalb von Hamburg. Hier ist die Welt noch in Ordnung – für Alteingesessene und Zugezogene.
Dann aber fährt Ingo, ein Neuzugezogener, der täglich zu seinem Startup nach Hamburg pendelt, auf dem Heimweg eine Hirschkuh an. Er ruft den Dorfjäger für den Gnadenschuss – und plötzlich gibt es ein Problem: es ist eine weiße Hirschkuh, und wer die tötet, hat nur noch ein Jahr zu leben. Die beiden schießen schließlich gemeinsam – geteiltes Risiko, und das Ganze ist ja eh Quatsch, oder?!
Ausgehend von diesem Ereignis, das sich in kürzester Zeit herumgesprochen hat, kommen die Dorfbewohner ins Nachdenken und miteinander ins Gespräch: Was würde ich machen, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte? Bin ich glücklich hier, hatte ich je eine Wahl? Die Lebensgeschichten der alten und neuen Dorfbewohner sind so verschieden, Zugezogene mit ihren Hoffnungen, eine geschrumpfte Öko-WG, schwere Arbeit ein Leben lang, glückliche und unglückliche Liebe – alle diese Menschen mit ihren Lebensthemen wachsen dem Leser ans Herz, man leidet und freut sich mit ihnen.
Und eines ist klar: auch in Fehrdorf ist die Welt nicht für alle heil und in Ordnung.
Ob aber wirklich jemand binnen eines Jahres stirbt, wie der Aberglaube es vorhersagt, das sei hier nicht verraten.
Andrea Theilmann
Wild wuchern
Katharina Köller
Wie das Wetter in den Bergen
„Ich war dort, wo man mich hingepflanzt hat, wie ein Ziergewächs in einem Topf. Jetzt bin ich hier und wuchere. Und niemand mehr da, der mich stutzt. Aber auch niemand, der mir Wasser gibt.“
Was für eine Sprache, was für ein Text - der Roman ist eine Wucht. Marie rennt mit einer blutenden Wunde am Kopf den Berg hinauf, durch den Wald, am Fluss entlang über die Geröllhalde und dann steil bergauf zur Hütte. Es ist schon dunkel. Sie ist auf der Flucht aus Wien und sucht Schutz bei ihrer Cousine Johanna, die seit Jahren allein auf dieser Tiroler Alm lebt. Willkommen ist sie dort nicht. Aber sie bekommt einen Tee. Und weil sie bleibt, darf sie mitarbeiten. Wunderbar, wie beide zuerst immer mehr verstummen, sich dann jedoch annähern und Worte dafür finden, was ihnen widerfahren ist. Unbedingt lesen!
Jeannine Beihofer
Für Polina
Takis Würger
Die Kraft der Musik
Gleich mal vorweg: Auch wenn die Geschichte scharf am Kitsch vorbeischrammt und nicht alle Kritiken wohlgesonnen sind, muss ich gestehen, ich bin unkritisch darin abgetaucht und habe den Roman mit viel Freude gelesen.
In den Sommerferien vor ihrem Abitur entflieht Fritzi Pranger ihrem schrecklichen Elternhaus nach Italien. Mehr aus Mitleid schläft sie mit einem viel älteren Geschäftsmann aus Deutschland und wird schwanger. Bei der Geburt lernt sie im Krankenhaus Günes kennen. Die beiden Frauen werden gute Freundinnen und ihre Kinder Hannes und Polina so unterschiedlich wie unzertrennlich. Fritzi wohnt in einer alten zerfallenen Villa mitten im Moor bei dem kauzigen Heinrich Hildebrand. Dieser liebt die russischen Klassiker, hat eine große Schallplattensammlung und ein verstimmtes Klavier, auf dem der kleine, ungewöhnlich musikalisch begabte Hannes seine ersten Stücke komponiert. Später wird er darauf „Für Polina“ komponieren. Das Leben meint es jedoch nicht gut mit den beiden und ihre Wege trennen sich. Nachzulesen, wie die Odyssee von Polina und Hannes verläuft, eignet sich sehr gut für eine kleine Flucht aus dem Alltag.
Margret Thorwart
Die Summe unserer Teile
Paola Lopez
Familienbande
Drei Generationen von Frauen, alle Wissenschaftlerinnen, begleiten wir durch Abschnitte ihres Lebens. Die Großmutter flieht im Zweiten Weltkrieg aus Polen in den Libanon und wird dort mit viel Willensstärke und Arbeit eine der ersten Chemikerinnen an der Universität. Die Mutter geht zum Studium nach München und wird Ärztin. Lucy, die Tochter, studiert Informatik in Berlin und hat den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen.
Als sie in ihrem WG-Zimmer einen Steinway Flügel vorfindet, der in ihrer Abwesenheit geliefert wurde, ist ihr klar, dass dahinter nur ihre Mutter stecken kann. Es ist das Instrument, auf dem sie als Kind stundenlang üben musste und das sie gehasst hat. In den Transportpapieren des Flügels erfährt sie den polnischen Mädchennamen ihrer Großmutter.
Durch die Präsenz des riesigen Flügels in ihrem winzigen WG-Zimmer schafft Lucy es nicht mehr, ihre Familie zu verdrängen. Sie forscht nach und macht sich an die polnische Ostseeküste auf, um nach ihren Wurzeln zu suchen.
Ein großartig erzählter Roman, der spannende historische Tatsachen erzählt und verdeutlicht, dass Traumata über Generationen wirken.
Sabine Müller
Im Schnee
Tommie Goerz
Erinnerungen und Abgründe
Tagesbeginn in einem kleinen fränkischen Dorf. Max, ein alter, alleinlebender Dorfbewohner beginnt sein überschaubares Tagwerk. Kaffee trinken, einen Apfel in Schnitze teilen und essen, dem Schnee beim langsamen Fallen zusehen. Dann läutet das Totenglöcklein im Dorf und Max erfährt, dass sein enger Freund Schorsch gestorben ist. An diesem Tag und bei der Totenwacht, die Max nicht nur mit den Männern bis Mitternacht verbringt, sondern auch danach mit den Frauen des Dorfes bis zum Morgengrauen, wird sich zurückerinnert, Anekdoten werden ausgetauscht und manche Geschichten aus dem Dorf geraten an, oder kurz unter die Oberfläche. Tommie Goerz schreibt in einer klaren, nüchternen Sprache über sich veränderndes Dorfleben, Freundschaften und Abgründe, über das Glück im Kleinen und Abhängigkeiten. Ein fein erzählter Roman.
Sven Puchelt
Dunkle Momente
Elisa Hoven
Jede Tat hat eine Geschichte
Hauptfigur dieses Romans ist die Strafverteidigerin Eva Herbergen, die wir als Leser in 8+1 völlig unterschiedlichen, voneinander unabhängigen und fiktiven Fällen hauptsächlich in ihrer beruflichen Rolle, nebenher aber auch als Privatperson kennenlernen. Es geht um grauenvolle Verbrechen wie Vergewaltigung, Kannibalismus, Kindersoldaten und Mord, und in allen Fällen kämpft Eva für ihre Mandanten, versucht, die Menschen und die Geschichten hinter den Taten zu erfassen. Es geht um die dunkelsten Momente des Lebens, um falsche Entscheidungen und ihre Konsequenzen, um ethische Fragen, moralische Dilemmata.
Warum wird jemand zum Mörder? Kann Strafe Erlösung sein? Wo beginnt und endet Schuld? Was ist Gerechtigkeit?
Es gibt da etwas in Evas Vergangenheit, das sie nie loslassen wird, und das dazu führt, dass sie bei jedem Fall einmal mehr hinschaut und sich fragt, ob es vielleicht doch ganz anders war und so Grenzen überschreiten und Recht brechen lässt. Sie lässt die Kategorien Recht und Gerechtigkeit unscharf werden und uns mit Schwarz-Weiß-Denken scheitern. Sie stößt uns auf die vielen, vielen Grautöne und erst im letzten Fall (den ich +1 genannt habe) erfahren wir, was der dunkelste Moment in Evas Leben war und welche Konsequenzen sie nun zieht. Hochspannend jeder einzelne Fall, aber auch das Gesamtwerk, Evas Not und ihr fast zwanghafter Kampf für jeden Mandanten.
Ich bin begeistert und betroffen zugleich von diesem Justiz-Roman!
Andrea Theilmann
Die Rückseite des Lebens
Yasmina Reza
In „Die Rückseite des Lebens“ wechseln sich private Erinnerungen der Autorin mit Berichten über Strafprozesse ab, die sie persönlich verfolgt hat. Die Autorin erzählt von ihren Freunden, ihrer Familie und ihrer Lektüre. Dann wiederum berichtet sie von Kleinkriminellen, einem Kindsmord oder einem gewalttätigen Ehepaar. Während der Richter auf das Gesetz und seine mögliche Verletzung konzentriert bleibt, hört die Romanautorin Emotionen heraus, verbleibt bei einem Detail oder einer Nebensächlichkeit. Sie beobachtet fein und vermeidet es, Täter und Opfer auf ihre jeweilige Rolle zu reduzieren. Dennoch kann die Abfolge der Texte, die sich auf zwei so unterschiedliche Lebenswelten beziehen, verstörend wirken.
Die Stärke des in 54 Episoden gegliederten Romans liegt in der genauen Beobachtung sowohl der hochdramatischen als auch der eher belanglosen Geschehnisse und regt dazu an, das Oberflächliche zu hinterfragen.
Christa Seitz
Schmerz
Jón Atli Jónasson
Dora und Rado, Außenseiter mit Biss
Die isländische Polizistin Dora nimmt in ihrer Abteilung eine Sonderstellung ein. Nach einem fatal missglückten Einsatz trägt sie eine schlimme Hirnverletzung davon. Als sie nach langer Zeit wieder arbeiten kann, wird die früher so brillante Ermittlerin zur Schreibtischarbeit verdammt. Ihre Wesensveränderung und die starken Schmerzen, die sie kaum ertragen kann, sind Fluch und Segen für ihre Arbeit. Plötzlich kann Dora Verbrechen auf einer besonderen Ebene analysieren und sie erkennt Dinge, die anderen verborgen bleiben. Gleichzeitig aber werfen die Schmerzattacken und der damit verbundene Tablettenkonsum sie immer wieder aus der Bahn. Dora ist keine Kollegin, mit der man gerne arbeiten möchte. Die Spirale der Isolation dreht sich auf privater und beruflicher Seite unaufhaltsam. Dann wird Dora überraschend mit dem Fall einer verschwundenen Jugendlichen betraut. Ihr zur Seite wird ein Kollege gestellt, der - wenn auch aus ganz anderen Gründen - ebenfalls ein Außenseiter ist. Rado hat serbische Wurzeln, durch seine Heirat kommt er der Mafia gefährlich nahe und hat daher als Polizist in Island keinen leichten Stand. Der Leser erfährt viel über die isländische Gesellschaft, die nicht frei von Ressentiments gegenüber Fremden ist. Dora in ihrer Unberechenbarkeit und Rado mit seinem hohen moralischen Kompass stoßen auf ihrer Suche nach Morgan in ein unglaubliches Wespennest. Die Verstrickung von Mafia und Polizei, der Kampf mit den eigenen Dämonen und ein schier unlösbarer Fall bringen das ungleiche Ermittlerpaar nahe an einen Abgrund. Die spannende, gesellschaftskritische Handlung richtet den Blick auf das Island von früher und heute. Sie verklärt nicht und sieht nicht weg. Jónasson zeigt aber auch viel Mitgefühl für seine Protagonisten, die sich in einer kalten, korrupten Welt behaupten müssen.
Der Roman könnte überall spielen, so aktuell sind sein Appell an Toleranz und ein Miteinander. Dora und Rado werden weiter ermitteln, denn es gibt viel zu viele Verbrechen, die nur die beiden in ihrer besonderen Allianz lösen können.
Elke Weirauch-Glauben
Die Komplizin - Der siebte Fall für Eddy Flynn
Steve Cavanagh
Wie gut kennt man die Personen in seinem Umfeld wirklich?
Dies ist bereits das 7. Buch von Steve Cavanagh, das ich gelesen habe. Bisher haben mich alle Bände der Reihe begeistert und deshalb habe ich mich sehr über diesen neuen Fall gefreut.
Eddie Flynn und sein Team sind mal wieder gefordert. Daniel Miller – oder auch „Der Sandmann“ genannt − treibt sein Unwesen und ermordet unschuldige Menschen. Durch das Blut eines Opfers an ihrer Bluse gerät Millers Frau Carrie selbst ins Visier der Polizei. Sie soll von den grausamen Taten ihres Mannes wissen bzw. ihn decken oder sogar selbst involviert sein. Doch kurz vor Prozessbeginn verschwindet Carrie. Der Prozess wird zu einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Eddie plötzlich nicht mehr davon überzeugt ist, dass Carrie ebenso hinters Licht geführt wurde wie er. Welche Rolle spielt sie hier wirklich?
Kurz vor Schluss, als man denkt es ist alles klar, kommt Cavanagh nochmal mit einer unerwarteten Wendung ums Eck. Der perfekte Abschluss! Ein atemloses Lesevergnügen.
Barbara Casper
The Surf House
Lucy Clarke
Trügerisches Paradies
In ihrem dritten Thriller versetzt Lucy Clarke uns einmal mehr in eine fantastische
Urlaubslandschaft, diesmal an die Westküste Marokkos, in den fiktiven Surfspot Mallah. Während wir beim Lesen die Wellen rauschen hören, die Sonnenuntergänge vor uns sehen und uns so entspannt fühlen wie der typische Surfer, breitet Clarke die immer unentspanntere Handlung vor uns aus: Bea hat gerade ihr Leben als Model hingeschmissen und ist nach einer bedrohlichen Situation in Marrakesch in Marnies Surf House gelandet, um dort mitzuarbeiten. Zunächst scheint sie im Paradies gelandet zu sein: Sonne, Meeresrauschen, Liebe, die Freundschaft mit Marnie und das Surfen – perfekt. Doch als Marnies Partner Ped auftaucht, bemerkt sie die Spannungen hinter der Idylle und versteht, dass diese sich um das Verschwinden einer jungen Frau vor genau einem Jahr drehen. Als deren Bruder auftaucht, um nach ihr zu suchen, eskaliert die Situation...
Spannend und überraschend bis zur letzten Seite – ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und höre das Meeresrauschen noch immer.
Andrea Theilmann
Der letzte Mord am Ende der Welt
Stuart Turton
Ein Mörder unter den letzten 122 Menschen auf der Welt
Und wieder legt der britische Autor Stuart Turton einen ebenso skurrilen wie höchst unterhaltsamen Krimi vor. Und wie schon bei „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ und „Der Tod und das dunkle Meer“ führt er uns Leserinnen und Leser genüsslich an der Nase herum.
Auf einer kleinen griechischen Insel leben 122 Menschen. Der Rest der Erde ist durch einen giftigen Nebel unbewohnbar geworden, nur um diese Insel existiert eine von Wissenschaftlern geschaffene Barriere. Hier lebt die kleine Gemeinschaft von Nachfahren der Überlebenden der Katastrophe mit klaren Regeln, erschaffen von den „Ältesten“, einer Handvoll sehr alter, aber auf mysteriöse Weise jung gebliebener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Emory, eine Inselbewohnerin, hinterfragt als einzige immer wieder die Regeln und strengen Abläufe. Und dann gibt es noch Abi, eine Art innerer Stimme aller Inselbewohner, die scheinbar über alles Bescheid weiß, die Geschicke manchmal lenkt und als Erzählerin auftritt. Als eine Wissenschaftlerin ermordet wird, kollabiert auch die Barriere gegen den Nebel und es bleiben nur 72 Stunden, um den Mörder zu finden und die Insel vielleicht zu retten.
Ein großartiger Mix aus Krimi, Abenteuerroman, Science-Fiction und Dystopie.
Sven Puchelt
Der Weg - Eine Reise durch die Sahara
Wolfgang Büscher
Dem Himmel so nah
Inspiriert von einem Foto reist der bekannte Reisejournalist Büscher (bekannt durch den Titel „Berlin – Moskau, eine Reise zu Fuß“ ) in die südliche Sahara. Sein Ziel ist der Berg Assekrem im vulkanischen Ahaggar-Gebirge. Dort oben steht die Einsiedelei (das besagte Foto) von Charles de Foucauld (Priester, Mönch, Tuareg-Vertrauter, gestorben 1916).
Einen großen Beitrag zum Gelingen der Reise und des Buches, tragen seine zwei Begleiter: Tuaregs, bestens vertraut mit der Wüste und, das stellt sich auf der Reise heraus, dem Mensch Charles de Foucauld. Eine Reise durch eine faszinierende Landschaft, so eindringlich erzählt, dass der/ die LeserIn das Gefühl bekommt, dabei zu sein!
Margret Thorwart