Buchtipps 2021 Frühjahr (Kinder-/Jugendbuch)
Buchtipps 2021 Frühjahr (Kinder-/Jugendbuch)
Die wundersame Suppe des Monsieur Lepron
Giovanna Zoboli & Mariachiara di Giorgio
Suppe für die Seele
Monsieur Lepron ist ein vornehmer alter Hase mit einem glücklichen Leben. Einmal im Jahr, zum Herbstanfang, kocht er eine Suppe für seine zahlreiche Familie.
Er verwendet das beste Gemüse, viele Wildkräuter, reichlich Wasser und eine Prise Salz. Dann hält er ein Nickerchen und träumt die schönsten Träume. Wenn er aufwacht, ist die Suppe fertig und es ist wahrhaft die beste Suppe der Welt. Schnell spricht sich das bei den anderen Tieren herum, bald auch bei den Menschen und schließlich weiß die ganze Welt davon. Jeder will das Rezept, doch kein Ergebnis kann sich mit der Suppe von Monsieur Lepron vergleichen. So eröffnet dieser eine Fabrik und seine unverfälschte Suppe tritt den Siegeszug um die ganze Welt an. Dann kommt alles ganz anders als erwartet und am Ende wird Monsieur Lepron wieder nur einmal im Jahr, und zwar am ersten Herbsttag, seine wundersame Suppe kochen mit seinen Träumen, „die so schön sind, dass sie Suppen besser machen.“
Giovanna Zoboli und die Illustratorin Mariachiara Di Giorgio haben zusammen ein sehr gelungenes Bilderbuch geschaffen, dessen Botschaft Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.
Elke Weirauch-Glauben
ab 4
Der Wal im Garten
Sabine Rufener
Manchmal ist die Sehnsucht riesengroß
Sehnsüchte und Träume können manchmal den Rahmen sprengen. Wie sehr, zeigt das Bilderbuch von Sabine Rufener. Lille findet eines Morgens einen riesigen Wal in ihrem Garten. Wie er dort hingekommen ist, geschweige denn überlebt, spielt keine Rolle. Warum sieht ihn nur Lille? Hier scheinen eigene Gesetze zu herrschen. Der Wal ist grau und grummelig und fordert Lille ganz schön. Es macht ihr aber auch viel Spaß. Dann merkt sie, dass der Wal seine eigenen Sehnsüchte hat, die ihn immer kleiner werden lassen. Schließlich findet sie eine Lösung, die für beide gut ist. Sie bringt den kleinen Wal mit ihrem Fahrrad zum Meer. Er ist wieder in seinem Element, beide sind zufrieden. Ganz zart leuchten Sonnenstrahlen in den Garten, als wollten sie das unterstreichen. Die Illustrationen sind einfach zauberhaft. Der Garten ist voll geheimnisvoller Pflanzen, etwas verwildert lädt er den Betrachter ein zum Träumen und Staunen. Ein wunderschönes Bilderbuch – vielen Dank Sabine Rufener!
Elke Weirauch-Glauben
Eine Maus namens Julian
Joe Todd-Stanton
Bilderbuchkino
Eine Maus hilft einem Fressfeind aus der Klemme und dieser revanchiert sich später. So weit, so bekannt. Was aber Joe Todd-Stanton aus diesem bekannten Thema macht, ist grandios. Der Mäuserich Julian ist ein stiller, vorsichtiger, überlegter Einzelgänger. Als er einmal nicht aufpasst, wird er fast vom Fuchs erwischt, allerdings bleibt dieser in Julians Fenster stecken und ist auf Julians Hilfe angewiesen. Dabei schließen sie eine vorsichtige Freundschaft. „Der Fuchs merkte, dass es viel netter war, mit Julian zu essen, als Julian aufzuessen.“ Die Rettungsaktion durch den Fuchs, als Julian später in Gefahr gerät, ist nichts für schwache Nerven und sorgt im weiteren Verlauf auch für ein lautes „Iiiiih!“. Die großartigen, detailverliebten Bilder machen dieses Buch, in dem nebenbei auch erzählt wird, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man einfach für sich bleiben möchte, zu einem wahren Augenschmaus.
Sven Puchelt
ab 4
Ab hier kenn ich mich aus
Andrea Schomburg & Amrei Fiedler
Zwei Welten
Ein kleines Mädchen hat sich im Wald verirrt. Die unbekannte Umgebung und seltsamen Geräusche sind beängstigend. Doch dann kommt ein freundliches Baumwesen und erklärt und zeigt und führt auf den Heimweg. Ab einem Punkt fängt dann das Mädchen an zu erklären und zu zeigen und zu führen, denn ab hier kennt es sich aus, und ab hier sind die Geräusche und die unbekannte Umgebung für das Baumwesen aus dem Wald beängstigend und verwirrend. Andrea Schomburg erzählt in wundervollen Reimen, sodass Vorlesende sich den Text so richtig auf der Zunge zergehen lassen können, und Amrei Fiedler hat die Geschichte so farbenfroh und ausschweifend illustriert, dass es eine wahre Freude ist, dieses Buch zu lesen und zu betrachten.
Sven Puchelt
Kotzmotz, der Zauberer
Brigitte Werner
Wiederentdeckte Herzensempfehlung
Das ist kein neues Buch, aber ich habe mich beim Vorlesen für meine 5-jährige Tochter neu in diese Geschichte verliebt. Es tut dem Herzen grade so gut, abends zum Einschlafen die Freundschaftsgeschichte des einsamen, verbitterten Zauberers Kotzmotz und des kleinen, stets zerzausten Hasen vorzulesen, dass ich das nicht für mich behalten kann. Der Zauberer ist schon so lange alleine, dass er verlernt hat, wie das geht - mit dem Freundlichsein. Alle Tiere und Wesen haben Angst vor ihm, nur der kleine zerzauste Hase mit dem Knickohr lässt sich nicht täuschen und erkennt die Not des zutiefst einsamen Zauberers. Und er erzeugt Gänsehaut und einen Schauer im Herzen des Zornigen, und zusammen lernen sie, wie das geht: befreundet sein, Gefühle zulassen, aneinander und miteinander wachsen. Stimmt‘s? Jetzt weißt du Bescheid: absolute (Vor-)leseempfehlung! Gerade in diesen Zeiten, in denen Freundschaft, Mut und Empathie das Wichtigste im Leben sind - wie ich ganz unobjektiv und persönlich finde.
Birgit Rupp
Die Wette
Antje Damm
Was Pflanzen brauchen
Ich sehe schon Scharen von Kindern die Gärtnereien stürmen und mit Ihren Pflanzen im Puppen- oder Bollerwagen durch die Gegend ziehen. Wie sich Lilo liebevoll um ihre kleine Pflanze kümmert, weil sie Hein, mit dem sie gewettet hat, beweisen will, dass Pflanzen nicht nur Licht und Wasser zum Wachsen brauchen, zaubert wohl allen großen und kleinen Betrachter*innen ein Lächeln ins Gesicht. Und das ist es ja, was wir alle derzeit gut gebrauchen können. Die Szenen, die Antje Damm für das Bilderbuch aus Papier und Karton erschaffen hat, strahlen eine unglaubliche Lebendigkeit aus.
Sven Puchelt
ab 4
Alle zählen
Kristin Roskifte
Welche Geschichten verbergen sich hinter den Bildern?
Was für ein beeindruckendes Buch. Auf den ersten 30 Seiten ist auf jeder Seite immer eine Person mehr zu sehen. Wir beobachten die Kinder und Erwachsenen zu Hause, beim Einkaufen, bei der Gartenarbeit, in der Notaufnahme oder auf einer Demo. Die Zählschritte werden dann größer. 45, 50, 55 und später 135, 200, 400, 1000. Und nicht genug damit, dass es auf den Bildern schon einfach so unendlich viel zu entdecken gibt, die schlichten Begleittexte fordern dazu auf, Geschichten weiterzudenken und Zusammenhänge herzustellen. Ein tolles, überraschendes Buch für die ganze Familie.
Sven Puchelt
Ein Elefant macht Handstand
Lola & Markus Orths
Eine Geschichte übers Geschichtenschreiben
Wenn man einen Vater hat, der schon ganz viele Bücher für Kinder und Erwachsene geschrieben hat, dann muss der einem doch helfen können, wenn man selbst für die Schule eine Geschichte schreiben soll, aber nicht weiß, wie man das anpackt. Das dachte sich die siebenjährige Lola und fragte ihren Papa nach Tipps zum Geschichtenschreiben. Markus Orths ließ sich natürlich nicht lumpen und gab Lola Hilfestellung, ließ sie aber ihre Geschichte ganz alleine entwickeln. Der Papa schrieb den Dialog mit der Tochter mitsamt deren Geschichte auf und Kerstin Meyer hat das Ganze hinreißend illustriert. Ein wunderbares Erstlesebuch, in dem ganz viele Ideen stecken, wie man selbst Geschichten ausdenken und erzählen kann. Auch ein tolles Buch für Grundschullehrer*innen.
Sven Puchelt
Animal Heroes - Falkenflügel
Thilo
Superheldenalarm
Pepe ist ein ganz normaler Junge. Dachte er jedenfalls. Aber plötzlich sieht er einen Falken und kurz darauf einen Jungen in einem Rochenanzug. Der erklärt ihm, dass er ein Animal Heroe ist. Die Animal Heroes sind Superhelden mit magischen Tieren. Er findet bei ihnen Freunde und auch Feinde. Zusammen versuchen die Animal Heroes alle Feinde zu besiegen. Ich finde dieses Buch sehr spannend.
Johannes Casper (8 Jahre)
Kleine Katze Chi
Koniami Kanata
Lustige und liebenswerte Katzencomics
Die kleine Chi ist eine verspielte Katze. Sie ist von ihrer Katzenmutter ausgebüxt und findet bei Familie Yamada ein neues Zuhause. Dort wird das neue Familienmitglied herzlich aufgenommen. Besonders mit Yohei, dem Sohn der Familie, versteht sie sich sehr gut. Insgesamt gibt es 12 Bände, in denen die meist lustigen Erlebnisse von Chi erzählt werden. Besonders gefallen mir die Bücher, weil sie so lustig und in Comicform gestaltet sind. Die Zeichnungen finde ich richtig super.
Adrian Mock (9 Jahre)
Das Eismonster
David Walliams
Ein haariges Abenteuer
Das Buch spielt 1899. Hauptperson ist Elsie, die bis zu ihrem 10. Lebensjahr in einem Waisenhaus lebt, wo schlimme Zustände herrschen. Dann reißt sie von dort aus und lebt auf den Straßen von London. Elsie kann nicht lesen und schreiben, sieht aber in einer Zeitung eine Abbildung eines Mammuts, das 10000 Jahre alt ist und im Eis ausgegraben wurde. Es soll im Naturkundemuseum ausgestellt werden. Als es dort eingetroffen ist, geht Elsie dorthin, bekommt Mitleid mit dem Tier und möchte es gerne wieder lebendig machen. Sie freundet sich mit der Putzfrau Uschi an und beide treffen im Keller des Museums auf einen tot geglaubten Professor. Zusammen denken sie sich einen tollen Plan aus und schaffen es tatsächlich, das Mammut wieder zum Leben zu erwecken. Dann stellt sich der Professor jedoch als nicht so nett heraus und will das Mammut für sich allein haben. Elsie und Uschi können es jedoch befreien und wollen nun das Schiff der Königin Viktoria klauen, um das Mammut an den Nordpol zu bringen. Ein spannender Wettlauf beginnt....
Lotta Bischoff (10 Jahre)
Die geheime Drachenschule
Emily Skye
Spannendes Drachenabenteuer
Henry ist 11 Jahre und liebt Fußball. Als sein Cousin Charles ihm erzählt, dass er zum Drachenreiter auserwählt wurde, kann Henry es zuerst nicht glauben. Das ändert sich aber schnell, als er auf die Insel Sieben Feuer kommt und dort seinen zukünftigen Drachen trifft. Blöderweise kann er kein Band zu dem griesgrämigen Drachen Happy knüpfen und muss sich so durch die Prüfungen schummeln. Zum Glück findet er Freunde auf der Dracheninsel, die zu ihm halten und ihn unterstützen. Zusätzlich gibt es eine kleine Drachenkunde, in der die Drachen beschrieben sind. Als großer Drachenfan hat mir das Buch sehr gefallen. Es ist spannend und manchmal auch wirklich lustig. Bis jetzt sind 4 Bände erschienen und ein weiterer wird im Juni veröffentlicht.
Clara Mock (7 Jahre)
Mission Hollercamp Bd. 1 - Der unheimliche Fremde
Lena Hach
Abenteuer Campingplatz
Das Buch ist in der Ichform geschrieben. Das „Ich“ ist Leo. Er löst mit seinen Freunden Emily und Jakub den Fall Mission Hollercamp. Am ersten Abend lassen die drei ihre Füße ins Wasser baumeln. Als Leon zum Abendessen nach Hause kommt, bekommt er einen Riesenschreck. Seine Kusine sitzt auf Leons Stuhl. Eigentlich freut man sich, wenn die Kusine kommt. Aber glaub mir, bei so einer Kusine, die einem schon einmal einem einen Dart-Pfeil in den Oberschenkel gebohrt hat, freut man sich nicht. Die Kusine von Leon heißt eigentlich Charlotte, will aber Charlie genannt werden. Nach einer Weile gewöhnen sich Leon und Charlie aneinander. Es geht darum, dass auf dem Campingplatz ziemlich viele ungewöhnliche Vorkommnisse geschehen. Mit spannenden Erlebnissen finden sie den Täter. Gefallen hat mir, dass es das ganze Buch spannend geblieben ist, von Anfang bis zum Ende.
Marlin Hartung (10 Jahre)
Rückwärtsland
Henning Wagenbreth
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Manchmal wäre es toll, die Zeit zurückdrehen zu können. Der international erfolgreiche (Comic-) Künstler Henning Wagenbreth treibt diesen Wunsch in seinem Rückwärtsland auf die Spitze und lässt Fußballspiele, Kriege und Kohleöfen rückwärtslaufen. Unbändige Lust am Sprachspiel und detailverliebte, moderne Illustrationen vereinen sich hier zu einem großen, skurrilen Bilderbuchspaß für Kinder und Erwachsene. Wilhelm Busch wäre bestimmt begeistert von diesem Buch!
Sven Puchelt
Malamander - Die Geheimnisse von Erie-on-Sea
Thomas Taylor
Ein rasantes Abenteuer
Diese Geschichte spielt in der kleinen Stadt Erie-on-Sea. Dort lebt der 12-jährige Herbert Lemon. Er arbeitet als Sachenfinder im Grand-Nautilus-Hotel. Dort trifft er auf Violetta, die eine sehr geheimnisvolle Geschichte hat. Im Buchladen der Stadt entdecken beide ein Buch über die alte Legende des Malamanders. Er soll dafür verantwortlich sein, dass die Eltern Violettas vor langer Zeit verschwunden sind. Nach und nach geschehen seltsame Dinge in der Stadt, z.B. wird die Besitzerin des Buchladens von einer mysteriösen Gestalt am Strand angegriffen. Herbert und Violetta möchten diese Vorfälle aufklären und geraten damit in ein gefährliches Abenteuer. Das Buch ist sehr spannend geschrieben und überrascht bis zum Ende mit vielen unverhofften Wendungen.
Fabian Saly (13 Jahre)
Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer
Judith Burger
Veränderungen
Jeden Sommer freut sich Asta auf die paar Wochen in Geschrey, wo ihre Eltern ein Sommertheater betreiben, wo sie alle kennt und wo Ringo wohnt, ihr bester Freund und Kumpel. Sie freut sich auf den See, auf das Herumalbern, Abhängen und Eis essen mit Ringo und vor allem in diesem Jahr auf das Theater, denn sie soll das erste Mal eine Rolle übernehmen. Doch der Sommer scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn in Ringos Familie hängt der Haussegen schief und bei den ersten Proben zum neuen Theaterstück ist Asta so aufgeregt, hibbelig und verstockt, dass nichts klappt. Ausgerechnet Ringo soll nun die Rolle übernehmen. Und Asta? Die kann ja derweil auf Ringos kleine Schwester aufpassen. Ebenso wie Malin Klingenberg in „Elchtage“ schreibt auch Judith Burger in ihrem Roman über eine Übergangszeit. Die Protagonisten sind irgendwo auf der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend. Vieles verändert sich, vieles sieht man plötzlich neu, und Freundschaften werden manchmal ganz schön auf die Probe gestellt. Ein wunderbar leichter, hintersinniger Sommerroman.
Sven Puchelt
Irgendwo ist immer Süden
Marianne Kaurin
Was im Leben wirklich zählt
Ina war nicht sehr glücklich, als am letzten Schultag vor den Ferien alle Kinder der 6a von ihren Urlaubszielen erzählen: Mallorca, Florida, Südfrankreich, Dubai. Nur Ina kann nicht prahlen, ihr drohen lange Wochen zu Hause in Tyllebakken, einer hässlichen Betonwohnanlage irgendwo in Norwegen, „Güllebakken“ genannt, weil es, zivilisiert ausgedrückt, Mist ist, dort zu wohnen. Ina schwindelt: Wir gehen in den Süden. Zu allem Elend entdeckt sie, dass der obernervige Nachbar Vilmer auch nicht in Urlaub fährt. So bauen sich die beiden selber einen Süden. Und Ina muss nicht mehr schwindeln. Ich möchte das Buch weiterempfehlen, da es sehr lustig ist und einen der besten Ferientipps hat.
Katharina Casper (10 Jahre)
Der Himmel über dem Platz
Martina Wildner
Fußball, Piranhas und ein starkes Mädchen
Jolanda (Jo) ist eine richtig gute Fußballspielerin und der Star in ihrer Mädchenmannschaft. Ihr Ziel ist es Profi-Fußballerin zu werden. Dafür muss sie in eine Jungenmannschaft wechseln. Doch die Jungs von Blau-Weiß sind alles andere als begeistert von einem Mädchen in ihrer Mannschaft. Trotz aller Widrigkeiten und Selbstzweifel gelingt es Jo mit viel Willenskraft, ihren Platz auf dem Platz zu finden. Ein toll erzähltes Buch (nicht nur über Fußball), der mehrfach ausgezeichneten Kinderbuchautorin Martina Wildner. Welche Rolle die Piranhas spielen, steht im Buch! Für starke Mädchen und weltoffene Jungs.
Margret Thorwart
Elchtage
Malin Klingenberg
Noch mehr Veränderungen
Nach diesem Sommer ist irgendwie alles anders. Johannas bisher beste Freundin Sandra will nichts mehr mit ihr zu tun haben und schließt sich der Clique der beliebten Mädchen der Schule an. Fortan verbringt Johanna viel Zeit alleine in der kleinen Waldhütte am See, die sie sich mit Sandra gemeinsam gemütlich eingerichtet hat und die Sandra nun auch zu kindisch ist. Eines Tages beobachtet Johanna hier Elche, die zum Trinken und Fressen an
den See kommen. In den darauffolgenden Tagen kommen die Elche immer wieder und werden zutraulicher. Allerdings sind auch Elchjäger in der Gegend... Unaufgeregt und mit leisem Humor erzählt die schwedisch-finnische Autorin Malin Klingenberg in ihrem ersten Buch von Veränderungen, von Freundschaften, die auseinandergehen, und solchen, die neu entstehen, von der Liebe zur Natur und einem Mädchen, das sich nicht unterkriegen und schon gar nicht verbiegen lässt. Ein stärkendes Wohlfühlbuch.
Sven Puchelt
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Thomas Feibel
Jeder Klick zählt
Jana kommt neu in die Klasse von Karo und setzt sich neben sie. Sie hängt die ganze Zeit nur am Handy und die beiden kommen sich nicht besonders näher. Doch als Jana ihr „On Show“ zeigt und sie sich mit Eddie einen Account dort einrichtet, schließen die drei einen Pakt, sich immer gegenseitig zu unterstützen. Derjenige, der aufgibt, muss den anderen seine ganzen Punkte geben. Sie werden Freunde. Alles schön und gut, doch im „On-Show-Fieber“ überschreitet Jana eindeutig die Grenzen und die anderen beiden werden mitgerissen. Sie kippen Alkohol in eine Bowle beim Fest der Kunstlehrerin und drehen ein Video von den beschwipsten Lehrern. Geblendet von den ganzen Klicks schalten sie die möglichen Konsequenzen komplett aus. Als sie schließlich bemerken, auf was sie sich da eingelassen haben, ist es schon fast zu spät. Ich finde dieses Buch sehr spannend, weil es die Situation einiger Jugendlicher in der heutigen Zeit gut beschreibt.
Larissa Reuper (12 Jahre)
Asphalthelden
Jason Reynolds
Ein Klassenbild in Miniaturen und ein Schulbus, der vom Himmel fällt
Der Schulbus, der vom Himmel fällt, spielt zwar in allen 10 Geschichten dieses Buches eine Rolle, aber wichtiger sind andere Dinge. Popel. Freundschaften. Tipps, wie man an die Telefonnummer des hübschen Mädchens kommt. Küsse. Zwangsneurosen. Familie. Pennies, die zusammengeklaut werden. Skateboards. Zivilcourage. Geschichten, die von den Kindern einer Klasse handeln. Geschichten, die sich manchmal kreuzen, manchmal nebeneinander her laufen. Geschichten, in denen sich viele Kinder wiederfinden werden. Geschichten, die Mut machen, in beide Richtungen zu schauen, wie auch der Originaltitel es benennt. „Look both ways“. Was Jason Reynolds hier erzählt, ist das ganz normale Leben. Manchmal überspitzt, oft witzig, dann wieder nachdenklich, aber immer mit ganz großer Nähe zu seinen Helden.
Sven Puchelt
Sechs Leben
Véronique Petit
Was tust du, wenn du mehrere Leben zu Verfügung hast?
Die Welt in dem Roman „Sechs Leben“ der französischen Autorin Véronique Petit ist eigentlich wie die unsere. Mit einem kleinen Unterschied: Ein paar wenigen Menschen
stehen mehrere Leben zur Verfügung. 91% der Menschen sind „Monos“, haben also nur ein einziges Leben. 6% haben zwei Leben, 2% haben drei und 1% besitzt vier bis sieben Leben. Mit 15 Jahren macht man einen Test, bei dem ermittelt wird, ob man ein Mono oder ein Multi ist. Gabriel ist ein Multi. Gerade hat er erfahren, dass ihm sechs Leben zur Verfügung stehen. Er ist also quasi unsterblich, oder nicht? Rasant und in kurzen Kapiteln erzählt die Autorin, wie Gabriel sorglos und überheblich mit seinen Leben umgeht, aber auch davon, was psychisch in manchen Multis vor sich geht. Ein spannendes Gedankenspiel. Auch für Wenigleser geeignet!
Sven Puchelt
Ravna - Tod in der Arktis
Elisabeth Herrmann
Mord in der Polarnacht
Ravna Persen ist 18 Jahre alt und stammt aus einer samischen Familie. Eigentlich soll sie traditionell Rentierzüchterin werden. Aber sie will einen „richtigen“ Beruf erlernen und macht deshalb ein Praktikum bei der Polizei in Vardo, einer kleinen Stadt weit über dem Polarkreis. Gleich an ihrem ersten Tag muss Ravna einen Tatort absperren. Sie erkennt den Toten. Es ist der Großgrundbesitzer Olle Trygg. Olle Trygg ist der reichste Same, den sie je kennengelernt hat. Und der böseste. Ihr erster Tag. Ihr erster Toter. Und dann ausgerechnet Trygg. Als Ravna einen Hinweis auf einen samischen Hintergrund der Tat findet, glaubt ihr niemand. Erst als ein Kommissar aus der Provinzhauptstadt den Fall übernimmt, ändert sich das. Ein spannender Krimi aus dem eisigen Norden Norwegens, mit Einblicken in die mystische Kultur der Samen und mit einer starken Heldin zwischen Tradition und Moderne.
Jeannine Beihofer
Perfect Storm
Dirk Reinhardt
Von Hackern und Whistleblowern
Dylan aus Kalifornien, Luisa aus Kolumbien, Felix aus Deutschland, Boubacar aus der Demokratischen Republik Kongo, Kyoko aus Japan, Matthew aus Australien. Sechs Jugendliche, die sich bei einem Fantasy-Rollenspiel im Netz kennenlernen. Sechs ganz unterschiedliche Leben. Allen gemein ist das Interesse am Internet und am Hacken. In der Onlinewelt von Langloria haben sie als „Langloria Freedom Fighters“ mehr erreicht als die meisten anderen Spieler. Als Boubacar den anderen im Chat von menschenverachtenden Machenschaften eines amerikanischen Konzerns beim Coltan-Abbau in seinem Heimatland erzählt, beschließen die Sechs, ihr Können auch einmal außerhalb der Fantasywelt einzusetzen, und hacken sich in das System des Konzerns ein. Damit machen sie sich aber mächtige Feinde. Wieder verpackt Dirk Reinhardt einen aktuellen, politisch brisanten Stoff in einen spannend geschriebenen, gut recherchierten Jugendroman, der sich, auch durch die Mischung aus Erzählung, Chatprotokollen, Nachrichten und Geheimdienstdossiers unglaublich spannend liest. Stark!
Sven Puchelt
Fürchtet uns, wir sind die Zukunft
Lea-Lina Oppermann
Ein starkes Buch für junge Erwachsene
Theo, Klavierstudent und zurückhaltender Einzelgänger, hat gerade sein Studium an einer angesehenen Kunstakademie begonnen. Bei der Semestereröffnungsfeier wird er Zeuge einer provokanten Störaktion einiger Studenten. Er schließt sich der Gruppe um die charismatische Aida, die Machtstrukturen infrage stellt, an, zweifelt aber immer wieder auch die Sinnhaftigkeit der Aktionen der Gruppe an. Manches, was Theo an- und umtreibt, bleibt im Roman im Dunkeln und manche Handlungsstränge werden nur angerissen, was aber umso mehr dazu anregt, sich mit Theos Handeln und auch den eigenen Zukunftsplänen auseinanderzusetzen.
Sven Puchelt
99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern
Ralph Caspers
Gesprächsstoff für die ganze Familie
„Wenn Du eine einzige Regel aufstellen könntest, an die sich alle halten müssten, welche Regel wäre das?“ Dieses Buch kommt für mich gerade rechtzeitig: im Lockdown mit Homeschooling schleicht sich gelegentlich eine gewisse Eintönigkeit im Tagesablauf und auch in den Gesprächen mit der Familie ein – oder die Gespräche kommen fast ganz zum Erliegen, weil die Kinder lieber an ihre elektronischen Geräte möchten... Dieses Buch schafft Abhilfe und bringt Alt und Jung zum Philosophieren, Sinnieren und Ideenspinnen. Ralph Caspers, bekannt aus der „Sendung mit der Maus“ und „Wissen macht Ah!“ hat zu jeder Frage auch seine eigenen Gedanken beschrieben. Die Themen sind teils existentieller Art, es geht allerdings auch um Alltags- oder Geschmacksfragen. Oftmals ergibt sich schon aus einer Frage die nächste und man kommt gemeinsam vom Hundertsten ins Tausendste.
Jutta Schleinkofer
Sehen
Romana Romanyschyn & Andrij Lessiw
Sachbilderbuchkunst
Aus der Ukraine kommt dieses außergewöhnliche, künstlerisch gestaltete Sachbuch, das uns ganz viel über das Sehen erzählt. Wie geht das eigentlich, das „Sehen“? Was sehen wir und wie verarbeiten wir das Gesehene? Wie ist es, wenn man nichts sieht? Können wir Bilder leichter lesen als Texte? Was können wir nicht sehen? Sehen andere Menschen manches anders? Sehen wir nur mit den Augen? Ein Buch, das einlädt, das Sehen mal mit anderen Augen zu sehen.
Sven Puchelt
Keine Bibel
Christian Nürnberger
Kompakt und kurzweilig
Wer sich der Bibel annähern oder sein Wissen einfach mal wieder ein bisschen auffrischen möchte, ist mit dem Sachbuch von Christian Nürnberger gut beraten. Er geht hier auf die wichtigsten Erzählungen des Alten und Neuen Testaments ein und wählt eine gut zugängliche Sprache, was das Lesen sehr kurzweilig gestaltet. Die Geschichten erscheinen dadurch oft in einem neuen Licht und man lässt sich gerne von dem einen oder anderen Detail überraschen. Interessant finde ich auch den Bezug der Geschichten zu der heutigen Zeit. Ein guter Rundumblick über das meistverkaufte Buch der Welt.
Patricia Mock
Unter Palmen aus Stahl
Dominik Bloh
Die Geschichte eines Straßenjungen
Schonungslos ehrlich erzählt Dominik Bloh von seinem Leben als Obdachloser in Hamburg. Wie es ist, auf der Straße zu leben, und wie es dazu kam. Aber auch davon, wie er den Absprung schafft.
Dominik Bloh ist der Mitbegründer von GoBanyo, dem Duschbus für Wohnungslose.
Ein Buch, das Mut macht – Mut zu helfen, sich helfen zu lassen und sich selber zu helfen. Ein Buch, dem ich sehr viele Leser wünsche.
Jeannine Beihofer